SPD fordert für Kinder mehr Raum und Freiraum zum Lernen
24.2.2013, 16:33 Uhr„Weil sie so klein ist und weil es so viele verschiedene Aktionen gibt“ – Peter Krieger weiß genau, warum seine Tochter gerne in die Grundschule Nordring geht. Hier, so der Elternbeiratsvorsitzende, sei es noch so, dass jeder jeden kenne, eine fast familiäre Situation also.
Doch die ist in Gefahr. Bereits vor zwei Jahren stand die Frage im Raum, ob der Schulsprengel der Stadt geändert und die Mädchen und Jungen künftig in der Gartenstraße oder auf der Kupferplatte lernen sollten. Dann nämlich könnte das Haus der benachbarten Anton-Seitz-Mittelschule zugeschlagen werden, die (wie berichtet) aus allen Nähten platzt. Der Plan scheiterte seinerzeit zwar am massiven Einspruch von Eltern und Lehrerkollegium, wurde aber ein Jahr später von der Verwaltung wieder aus der Schublade geholt.
Die erste Kommune in Bayern
Wird er umgesetzt, dann ist die Kreisstadt vermutlich „die erste Kommune in Bayern, die eine eigene Schule schließt“. Dies gab SPD-Stadträtin Petra Hoefer in der Diskussion zu bedenken, die das Ansinnen ziemlich deutlich als „bescheuert“ bezeichnete. Die SPD hat sich daher schon lange für den Erhalt der Schule ausgesprochen. „Eine Sprengeländerung ist mit uns nicht zu machen“, hieß es zum Beispiel auf einer SPD-Klausurtagung im Oktober.
Druck von der bayerischen Staatsregierung gibt es auch keinen, machte Martin Güll klar. Tatsächlich liegt die Mindestzahl für eine Grundschule mit eigener Schulleitung bei insgesamt 26 Schülern in zwei jahrgangsübergreifenden Klassen. Mit dieser Vorgabe will die Staatsregierung nach eigener Aussage den Bestand möglichst vieler Grundschulen auch bei rückläufigen Schülerzahlen sichern. Von dieser Schülerzahl sei die Grundschule am Nordring „meilenweit entfernt“, beschwor der Landtagsabgeordnete seine Parteifreunde sowie die Eltern, die zur Diskussionsrunde ins Awo-Sozialzentrum gekommen waren, gegen die Schließung zu kämpfen.
Zumal nicht klar sei, ob das Raumprogramm für die Mittelschule, das noch immer bei der Regierung von Mittelfranken liegt, überhaupt genehmigt werde. Zwar ist klar, dass es an der Schule mehr als eng ist — die Mutter einer Mittelschülerin sprach davon, dass sich die Kinder „wie in einer Sardinenbüchse“ vorkommen — doch das ist für Güll ein generelles Problem der Mittelschulverbände, die nicht funktionieren würden. Oder warum sonst steigen in einer Schule des Verbandes die Schülerzahlen ständig, während in den anderen Räume leer stehen?
Die Regierung von Mittelfranken, die über das Raumprogramm entscheidet, werde also sagen: Klärt das in eurem Mittelschulverband. Und schon läge der schwarze Peter bei den Kommunen und nicht mehr bei der Regierung, so Martin Güll. Für den SPD–Landtagsabgeordneten gibt es daher nur eine einzige Lösung: Weg vom kurzfristigen Denken und stattdessen schauen, wie die Situation in zehn Jahren sein könnte.
Die Eltern allerdings brauchen jetzt eine klare Aussage, wie es weitergeht. Und zwar nicht nur die der Grundschüler. Die Mittelschule sei für zwölf Klassen gebaut worden, jetzt lernen in dem Haus 18 Klassen, weitere vier sind in Container eingezogen und zwei Klassen in die Nachbarschule ausgelagert. Es sei „wie in einer Sardinenbüchse“, gab die Mutter einer Mittelschülerin zu bedenken und bat händeringend darum, „endlich eine Entscheidung für beide Schulen zu fällen“, schließlich sei das Problem seit 2007 bekannt.
Abhilfe könnte der Anbau schaffen, der seit Jahren im Gespräch ist. Wie lange, darauf machte der ehemalige 2.Bürgermeister Peter Grimm aufmerksam. Als die Firma Aldi umgezogen sei, habe die Stadt für viel Steuergeld den Parkplatz gekauft, um die Mittelschule erweitern zu können. Inzwischen aber, so Grimm, „gibt es einen langfristigen Pachtvertrag mit einer ortsansässigen Bäckerei“.
Grimm, jahrelang Elternbeirat erst an der Gartenstraße und dann am Nordring, sprach sich vehement dagegen aus, dass die Nordring-Schule „nun platt gemacht wird“. Das wollte an diesem Abend aber eh niemand, wie Diskussionsleiter und SPD-Ortsvorsitzender Andreas Buckreus resümierte. Der SPD, die zu der Diskussion eingeladen hatte, ging es vielmehr darum, Gründe für den Erhalt der Schule zu finden. Unterstützung gab es dabei übrigens auch von Nicht-SPD-Seite. So erklärte Stadträtin Sonja Möller (Freie Wähler), dass eine Kommune mitnichten betriebswirtschaftlich arbeiten, sondern vielmehr dafür sorgen müsse, „dass das Geld sinnvoll angelegt wird“. Soll heißen: Die Schließung der Grundschule zugunsten der Mittelschule wäre zwar rein rechnerisch die beste Lösung, ansonsten aber nicht.
Nicht nur reden, sondern auch gleich handeln wollte der SPD-Kreisvorsitzende und Landtagskandidat Sven Ehrhardt. Der hatte eine Petition an den Landtag vorbereitet, in der die Staatsregierung aufgefordert wird, „die bayerischen Kommunen beim Erhalt wohnortnaher Grundschulen zu unterstützen, die aufgrund zu geringer Schülerzahlen ... geschlossen werden müssen“, zum Beispiel durch die Bereitsstellung von finanziellen Mitteln.
„Gesamtbayerisch“ gedacht
Eine Petition, die zwar — das hatten erst Peter Grimm und dann auch Martin Güll erklärt — jetzt nicht direkt der Rother Grundschule am Nordring helfen werde, weil die nicht wegen der Schülerzahlen in Gefahr ist, die aber laut Ehrhardt gleich „gesamtbayerisch“ gedacht sei.
Und das Fazit des Abends? Die Eltern wollen, „dass endlich Ruhe in ihrer Schule einkehrt“ (Peter Krieger), und die SPD wird „alles für den Erhalt der Grundschule und eine vernünftige Lösung für die Mittelschule“ tun (Andreas Buckreus).
Die wohnortnahe Grundschule sei ein hohes Gut, mahnte auch Martin Güll an. Im Kampf um ihren Erhalt sollte man „nicht lockerlassen“.BEATE WINDISCH
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